Journal

„Wir sollten uns mit mehr Zärtlichkeit betrachten“

Seit fünf Jahren unterrichtet Klara Michel mehrmals im Jahr im Haus Hirt. Und hat mit ihrem einfühlsamen, exakten Stil viele Fans gefunden. Im Moment weilt sie am – im wahrsten Sinne des Wortes – anderen Ende der Welt. Vier Stunden von Perth, in einem kleinen Ort an Australiens West-Küste, der Heimat ihres Mannes. Im September feiern die zwei statt einer Hochzeit ihr großes, persönliches Liebesfestival. Mit Freunden und Familie – in Bad Gastein natürlich.


Was macht Yoga in den Bergen für dich so besonders?

Klara Michel: Einmal ist es auf jeden Fall die Luft, diese unvergleichlich frische Bergluft. Yoga besteht ja zu einem großen Teil aus der Atmung. Für mich ist das fast essentiellste Teil des Yoga, der Atem trägt dich durch die Haltungen. In den Bergen ist die Luft der ideale Nektar dafür. Man spricht ja auch auch vom Prana, also der Lebensenergie, die man durch die Atmung anregt.

Wie würdest deinen Stil beschreiben?

Für mich bedeutet Yoga die Verbindung mit der eigenen Seele. Ich möchte mit meinem Yoga, dass man auf der einen Seite eine Art Selbstzärtlichkeit entwickelt und auf der anderen Seite in die Selbstermächtigung kommt – also volle Potentialentfaltung.

Selbstzärtlichkeit – das ist aber ein schönes Wort…

Ja, finde ich auch. Es entspricht mir, weil ich finde, dass man sich und seinen Körper mit mehr Zärtlichkeit betrachten sollte. Ich glaube auch nicht, dass wir im Yoga immer tiefer und weiter kommen müssen. Jede Grenze unseres Körpers und jede Verspannung ist da aus einem bestimmten Grund. Unser Körper ist so genial, er weist uns darauf hin. Und wir können in diese Verspannung gehen und sie einladen sich zu lösen. Ich habe da einen zarten Zugang. Mir ist neben der spirituellen Dimension des Yoga die anatomische Ausrichtung sehr wichtig. Und dass ein Lehrer wirklich weiß, wovon er oder sie spricht.


„Jede Grenze unseres Körpers und jede Verspannung ist da aus einem bestimmten Grund. Unser Körper ist so genial, er weist uns darauf hin”


Gehörst du einer bestimmten Yoga-Richtung an?

Ich bin sehr free-spirited, einer Schule anzugehören, das mochte ich noch nie. Aber ich lasse mich sehr gerne inspirieren. Wenn ich zu Lehrern gehe dann gerne zu welchen, die alte Traditionen unterrichten. Ashtanga, Iyengar, und zu Lehrern die viel Erfahrung haben.

Wie bist du zum Yoga gekommen?

Ich mache Yoga seit ich 6 Jahre alt bin. Es gab in unserem kleinen Ort ein paar Frauen, die sich mit Chakrenlehre und Meditation beschäftigt haben, und das fand ich spannend. Bei gleichaltrigen war ich damit natürlich echter Außenseiter. Mit zwölf wollte ich unbedingt vegan leben, obwohl bei mir zu Hause alle gerne Fleisch essen. Aber meine Eltern haben das alles nicht einfach abgetan. Auch wenn sie es vielleicht nicht verstanden haben, was mich an diesen Dingen so fasziniert, haben sie mich machen lassen.

Interessant, wie kamst du darauf?

Ehrlich, ich weiß es nicht. Das war damals ja auch überhaupt nicht angesagt oder cool. Das galt eher als seltsam.

Wie bist du zum ersten Mal nach Bad Gastein gekommen?

Ich habe meine Yogalehrer Ausbildung in Salzburg gemacht und hatte gehört, dass im Haus Hirt immer tolle Lehrer unterrichten. Also habe ich mir ein Zimmer gebucht und bin hingefahren, als ich auf dem Weg zu einer Freundin nach Kärnten war. Und was soll ich sagen, zwischen mir und dem Hotel und Evelyn hat es sofort gefunkt. Den Ort selbst kannte ich vorher gar nicht. Und jetzt unterrichte schon seit fünf Jahren mehrere Wochen im Jahr.


„Für mich ist Bad Gastein ein Kraftort. Du kannst hier wieder ins Sein gleiten, ganz einfach indem du nur spazieren gehst“


Was magst du daran, hier regelmäßig zu unterrichten?

Eine große Rolle spielt die Natur. Wir sind ja ein Teil von ihr. Und wenn wir näher bei ihr sind, auf dem Land sind, dann erfahren wir uns in unserer Essenz wieder. Das ist in der Stadt wahnsinnig schwierig. Du kannst hier wieder ins Sein reingleiten, ganz einfach indem du nur spazieren gehst.
Für mich ist Bad Gastein außerdem ein Kraftort.

Was genau meinst Du damit?

Es fühlt sich einfach anders an als an anderen Orten. Das sind nicht nur die tollen Häuser hier, die interessanten Leute. Durch die Natur und die Quellen hat der Ort für mich eine besondere Kraft. Ein bisschen wie Byron Bay, das ist auch so ein Ort, den haben die Aborigines wegen seiner besonderen Kräfte zu bestimmten Zwecken aufgesucht. Zum Beispiel um Kinder zu gebähren. Es gibt einfach Orte, die fühlen sich anders an. Viele bekannte Heiler kommen in diese Region, es heißt, dass die Kristallstrukturen hier im Boden ganz besonders sind und im wahrsten Sinne des Wortes strahlt Bad Gastein aufgrund der natürlichen Radon Quellen.

Wo gehst du immer hin, wenn du hier bist?

Ich liebe es ins Kötschachtal zu gehen oder zum Wasserfall. Und ich liebe auch den kleinen Bioladen, es gibt dort so viele heimische, traditionelle Heilkräuter. Dort kann man sich Tarotkarten legen lassen. Das Hotel L‘Europe finde ich ebenfalls super, das sollte man sich anschauen, man bekommt eine Ahnung vom Glanz vergangener Zeiten. Die schönste Bar hat, neben dem Miramonte, das Hotel Regina. Aber am allermeisten freue ich mich einfach immer darauf ins Haus Hirt einzuchecken, hier zu sein und zu unterrichten.